Seit dem 21. Oktober hat das verwaiste Nashornhaus wieder neue Zoobewohner: die beiden Nashornkühe Stella & Lottie lernen gerade Stück für Stück die frisch sanierte Außenanlage kennen und machen sich mit ihren Pflegern vertraut. Dennoch werden wir oft gefragt, warum wir neue Nashörner holen, obwohl die Todesursache von Tayo & Marcita noch ungeklärt ist. Dazu werden wir im Newsletter ausführlich Stellung nehmen. Außerdem geht es um unser Erdmännchen-Königspaar, unseren alten Tierbestand und dass wir auf den Winter gut vorbereitet sind. Natürlich gibt es auch Neuigkeiten von Ayoka und einen Ausblick auf bevorstehende Veranstaltungen.
Dein Thüringer Zoopark Erfurt - Team
WELCOME STELLA & LOTTIE
Am 21. Oktober um 7 Uhr war es endlich soweit: die beiden Nashornkühe Stella und Lottie schwebten ein. Das Video zeigt exklusive Einblicke von der Nashornankunft. Tierpflegerin Saskia Fiebig plaudert aus dem Nähkästchen.
DAS SIND STELLA & LOTTIE
Die Nashornkühe Stella und Lottie leben sich derzeit in ihrem neuen Zuhause ein und wir lernen sie jeden Tag ein bisschen näher kennen. Stella wurde am 07.09.2019 im Cotswold Wildlife Park geboren, Lottie kam 4 Monate später, am 05.01.2020, im Colchester Zoo zur Welt. Zwar liegt kein halbes Jahr zwischen ihnen, aber Stella wirkt reifer und erfahrener im Umgang mit Menschen als Lottie. Sie ist von ihrer gesamten Erscheinung runder, kräftiger und größer. Die Nashornkuh bringt ca. 1.300 Kilo auf die Waage, Lottie hingegen ca. 1.100 Kilo.
Falls ihr den Kühen mal ganz nah kommen solltet, schaut in ihre Gesichter: Stella hat bereits einen erwachsenen Gesichtsausdruck, weshalb Lottie hier liebevoll Babyface genannt wird. Das wird sich jedoch auch noch ändern. Im Verhalten merken wir auch schon deutliche Unterschiede. Stella wirkt gelassen und ausgeglichen. Sie ist ein Ruhepol, nicht schreckhaft und unaufgeregt. Es ist schön, sie zu beobachten. Sie ist Trubel aus ihrem vorherigen Zoo gewohnt: Besucher im Haus machen ihr gar nichts, während Lottie da noch sensibel reagiert, wenn die Tür aufgeht und jemand von uns hineinkommt. Aber sie ist nicht scheu, im Gegenteil. Ihre neugierige und tapsige Art macht sie sehr liebenswert.
Beide Nashörner suchen auch immer wieder den Kontakt zueinander, weshalb wir sie auch Tag und Nacht zusammen lassen. Es ist einfach schön zu sehen, wie harmonisch das Miteinander ist und wie sich beide rufen, sollte mal ein Nashorn nicht in der Nähe sein. Übrigens: Das Nashornhaus wird voraussichtlich ab dem 15.11. wieder für euch offen stehen. Kommt sie gern besuchen!
EIN NEUANFANG IM NASHORNHAUS
Bevor die beiden zu uns gekommen sind, haben wir die letzten acht Monate dazu genutzt, um das Haus in 5 Schritten umfassend zu desinfizieren. Es wurden zudem sämtliche Holzoberflächen und alle Wände behandelt. Das von Tayo und Marcita übrig gebliebene Futter wurde entsorgt und die Tränkenanlage gereinigt und umgebaut. Außerdem sind alle Besen, Schaufeln, Schubkarren und Bürsten neu angeschafft worden. Ab sofort wird es eine noch strengere Futterüberwachung geben. Stella und Lottie sind momentan unter täglicher tierärztlicher Beobachtung und sogar nachts werden sie videoüberwacht, damit so ein dramatischer Vorfall nicht wieder passieren kann.
Dennoch steht die Frage im Raum, warum wir neue Nashörner holen, obwohl die Todesursache von Tayo und Marcita noch nicht abschließend geklärt ist. Gerne nehmen wir dazu Stellung. Die Untersuchungen zum Tod der beiden Nashörner im Februar 2022 sind offiziell abgeschlossen. Nachdem an zwei pathologischen Instituten unabhängig voneinander keine eindeutige Todesursache festgestellt werden konnte, wurden Proben an Speziallabore in ganz Deutschland übersendet. Auch hier konnte kein Erreger festgestellt werden, der für den plötzlichen Tod verantwortlich gemacht werden kann. Wir schließen in Absprache mit verschiedenen Nashornexperten daraus, dass mit großer Wahrscheinlichkeit eine Clostridieninfektion für das plötzliche Versterben ursächlich war. Mehrere Veröffentlichungen mit ähnlich dramatischem Verlauf zeigen, dass Nashörner hierfür besonders empfänglich sind. Clostridien sind Bakterien, die unterschiedliche Krankheitsbilder auslösen können, z.B. auch Botulismus und Tetanus. Sie bilden in der Regel Toxine, die nur schwer am lebenden oder toten Tier nachzuweisen sind. Der Erreger kann über das Futter, Wasser oder offene Wunden in den Tierkörper gelangen. Gerade bei Pflanzenfressern gehören bestimmte Clostridien zur normalen Darmflora und können sich unter gewissen Umständen übermäßig stark vermehren. Da gegen Clostridien geimpft werden kann, können wir in Zukunft das Risiko für eine erneute Infektion minimieren, indem wir Stella und Lottie dagegen impfen werden.
MALEN FÜR DIE NASHÖRNER: WIR RUFEN ZUM MALWETTBEWERB AUF
Die Freude über die neuen Nashörner ist auch bei den Besuchern zu spüren. Der Zoopark bedankt sich für die vielen lieben Nachrichten, die täglich eintreffen! Gerne möchten wir Familien die Chance geben, die neuen Nashörner hautnah kennenzulernen. Deshalb rufen wir zum Malwettbewerb auf!
Sind hier kreative Kids, die gerne den Pinsel oder Buntstift schwingen und unseren Breitmaulnashörnern ein Bild malen wollen? Bis zum 20. November könnt ihr nach Herzenslust mit Farben experimentieren und eurer Schaffenskraft freien Lauf lassen. Alle Zeichnungen werden im Nashornhaus ausgestellt. Der Zoopark zieht unter allen Einsendungen drei Gewinner, die eine exklusive Führung hinter die Kulissen des Nashornhauses geschenkt bekommen.
Die Bilder können an der Kasse abgegeben werden oder per Post an den Thüringer Zoopark Erfurt geschickt werden: Am Zoopark 1 in 99087 Erfurt. Bitte "Malen für die Nashörner" vermerken sowie Adresse, Alter des kleinen Künstlers und die Telefonnummer eines Elternteils, damit der Zoopark die Gewinner kontaktieren kann.
WIR WIEGEN UNSERE ELEFANTEN
Aufmerksame Zoobesucher wissen, dass wir monatlich unsere Elefanten auf eine riesige Waage stellen, um ihr Gewicht zu kontrollieren. Das machen wir, weil wir ihren Gesundheitszustand überwachen wollen und natürlich wissen sollen, ob sich Ayoka altersgerecht entwickelt. Und ja, Ayoka entwickelt sich prächtig, wir sind zufrieden.
Und hier sind die aktuellen Gewichte der Dickhäuter im Vergleich zum Vormonat:
UNSER ALTER TIERBESTAND
Das Tiere im Zoo sehr alt werden, ist Fakt und liegt an verschiedenen Faktoren. Im Erfurter Zoo leben in jedem Gehege Hochbetagte ihrer Art. Hier sind nur ein paar Beispiele:
Im Interview mit unserem Tierarzt Dr. Kay Schwecht klären wir, warum Erfurts Tiere so alt werden und warum wir vordergründig weibliche hochbetagte Tiere haben.
Woran liegt das, dass unsere Tiere so alt werden?
Das liegt natürlich in erster Linie an der guten pflegerischen Betreuung und der tiermedizinischen Überwachung. In Zoos haben die Tiere keine Fressfeinde, das ganze Jahr über genug Futter und zudem passen wir das Futter bei älteren Tieren an.
Wie werden die (alten) Tiere tiermedizinisch betreut?
Wir überwachen den Ernährungszustand und wenn möglich das Gewicht bei allen Tieren. Wir wiegen aber nicht nur unsere Elefanten, sondern auch andere Tiere, wie zum Beispiel die Kronenmakis und die Keas regelmäßig, um den Gesundheitsstatus zu überprüfen. Hat ein Tier ungewöhnlich viel abgenommen, müssen wir genauer hinschauen, woran das liegen könnte. Vielleicht ist das Tier krank, hat einen Parasitenbefall oder bewegt sich mehr als sonst, weil es in der Paarungszeit befindet. Dafür gibt es viele Gründe. Manche Tiere neigen jedoch auch zu Übergewicht, was wir natürlich auch vermeiden wollen. Zudem sind Zahnkontrollen vor allem im Alter sehr wichtig. Das Gebiss muss intakt sein, damit das Tier seine Nahrung gut zerkauen kann und aufnehmen kann.
Welche Tiere sind derzeit unter ständiger Beobachtung vom Tierärzte-Team?
Es erfolgen wöchentliche Routinerundgänge durch den Zoo. Alle Tiere werden dabei beobachtet und nicht nur die alten. Derzeit behandle ich die Hyäne Ebu. Sie ist mittlerweile schon 18 Jahre alt und kaut ihr Leben lang fast immer nur auf der rechten Seite. Als Landraubtier mit dem stärksten Gebiss kaut sie auch Knochen. Dadurch sind die Zähne auf der rechten Seite stark beansprucht und machen hin und wieder Probleme. Ein Zahn musste gezogen werden. Jeder kennt das nach einer Zahn-OP, es tritt eine geschwollene Wange auf, und die ist jetzt unter ständiger Beobachtung und wird behandelt.
Gibt es einen Zusammenhang mit dem Alter und dem Geschlecht? Es ist ja auffällig, dass vor allem unsere weiblichen Tiere so alt werden.
Bei Menschen liegt das Höchstalter von Frauen leicht höher als das von Männern, warum das so ist wird auch auf verschiedene Umstände zurückgeführt. Bei Tieren gibt es so eine Einteilung meines Wissens nach nicht. Jedoch halten wir im Zoo deutlich mehr weibliche Tiere als männliche, da sich Männchen untereinander oft nicht verstehen, wie zum Bespiel Elefanten, Hirsche oder Affen. Weibliche Tiere halten wir oft in Gruppen mit einem Männchen. Daher dürfte die Altersstatistik zu Gunsten der Weibchen ausfallen. Männchen werden aus Zuchtgründen auch häufiger zwischen den Zoos getauscht um "frisches Blut" reinzubekommen. Man behält dann Töchter von einem Tier und besorgt sich ein neues Männchen für die Tiere. Da ist man auch immer bestrebt ein möglichst fittes, junges Männchen zu bekommen. Weibliche Tiere werden seltener abgegeben und werden dann in ihrem Zoo bis zum Schluss gehalten.
DAS NEU GEKRÖNTE ERDMÄNNCHEN-KÖNIGSPAAR IM TV
Da Erdmännchen in einem strengen Regime leben, werden nur eine Königin und ein König geduldet. Das ranghöchste Weibchen und Männchen bilden das Königspaar. Die Erdmännchen-Königin heißt KHARI, was so viel wie "die Königliche" bedeutet. Einen passenden König hat sie auch recht schnell gefunden. Das sechsjährige Männchen hört ab sofort auf den Namen Qaiser – "der König". Nur ihnen ist es erlaubt, Jungtiere zu bekommen. Die restlichen Bewohner sind Helfer am Nest. Sie dürfen die Jungtiere mit versorgen. Bereichstierpflegerin Sabine Fuß konnte schon Aktivitäten beim Königspaar beobachten. Das hat sie dem Fernsehteam von "MDR um 2" berichtet:
Wir drücken die Daumen, dass die Paarungsversuche bereits gefruchtet haben und halten euch auf dem Laufenden.
DER WINTER KANN KOMMEN
Wir bereiten uns derzeit auf den Winter vor und haben zum einen genügend Streugut für die Besucherwege geordert und zum anderen unsere Heu- und Strohvorräte aufgefüllt. Es gibt bei einigen Tieren Winterfutterpläne. Das heißt: Laubfresser bekommen ab sofort Trockenlaub oder Frostlaub, die Grasfresser bekommen Heu.Wenn es draußen kälter wird, beginnt auf dem Bauernhof die Paarungszeit – unsere Schafe und Ziegen haben derzeit Besuch von ihren Böcken. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird es im April Nachwuchs geben. Bei uns muss aber kein Tier frieren! Sämtliche Ställe werden wie jeden Winter dick mit Stroh eingestreut, damit es kuschlig warm bleibt.Bei den Elefanten und den Nashörnern herrscht eine gesetzlich vorgeschriebene Mindesttemperatur von ca. 15 Grad in ihren Häusern. Das ist für die Tiere völlig ausreichend. Die Nächte in Afrika können auch kalt werden.
Einige Tiere haben auf ihren Außenanlagen sogar beheizte Tränken, damit das Wasser nicht einfriert. Und die Löwen, Geparde und auch unsere Nashörner haben sogar lokal beheizte Stellen in den Fußböden, eine Fußbodenheizung sozusagen. Damit die Nashörner auch im Winter genügend Vitamin D aufnehmen können, gibt es über ihrer Futterstelle im Haus eine UV Lampe. Und bei den Erdmännchen, Zebramangusten und Klippschliefern sind Wärmelampen installiert, die einen integrierten Bewegungsmelder haben. Liegt niemand darunter, ist die Lampe aus. Im alten Elefantenhaus ist nun Winterruhe angesagt. Weil das Haus nicht isoliert ist, leben dort auch nur Tiere, die es im Winter kalt mögen. Schildkröten, Frösche und Schlangen schlafen gern während des Winters. Bevor die Tierpfleger diese Tiere in ihre wohlverdiente Winterruhe schicken, werden sie im Vorfeld noch einmal tiermedizinisch untersucht.
Unsere Zoo-Bewohner, die oben auf dem Plateau leben haben bereits ihr dickes Winterfell bekommen: Yaks, Bisons und Kamele macht die Kälte gar nichts aus. Sie sind bei jedem Wetter draußen. Bei den Flamingos hingegen müssen wir besondere Vorsichtsmaßnahmen treffen: Wenn es lange unter 0 Grad bleibt, sind die Flamingos im Haus, die Gefahr ist einfach groß, dass ihre Füße im Teich einfrieren.
DIE VOGELVOLIERE
So langsam nimmt das gemeinsame Bauprojekt mit dem Verein der Zooparkfreunde und der Thüringer Zoopark-Stiftung Gestalt an. Im September feierten wir Richtfest. Jetzt kommen als nächstes die Dachdecker. Gleichzeitig werden die Wände verputzt, die Medien gelegt und der Besucherweg gepflastert. Das Pflaster sponsert die Stadt Erfurt. Weil der Weg vor dem Vogelhaus barrierefrei wird, konnte sie Fördermittel dafür akquirieren.
Das benachbarte Schildkrötengehege wird nun auch wieder in Stand gesetzt. Geplant sind zudem Glasscheiben, damit die Vögel auch im Winter zu sehen sind. Vier Vogelarten werden einziehen. Die Graupapageien Bärbel und Bruno sind schon da und sind nur für die Bauzeit in ein anderes Gehege hinter die Kulissen umgezogen. Ihre Nachbarn in der neuen Voliere werden sein: ein Paar Balistare, ein Schwarm gelb-roter Sonnensittiche und die vom Aussterben bedrohten Edwards-Fasane. Bis Frühjahr 2023 sollen die Tiere einziehen.
DIE GEPARDENANLAGE
Auch auf der alten Giraffenanlage tut sich was! Es fehlt nur noch der Außenzaun inklusive Glasscheiben, damit die Besucher die Geparde aus sicherer Entfernung beobachten können. Gepardin Jala soll auch im Frühjahr 2023 umziehen. Ihr geht es nach dem Tod der Schwester und der Mutter gut. Sie wird ständig tiermedizinisch beobachtet. Geparde sind Einzelgänger, deshalb macht es Jala nichts aus, dass sie derzeit allein lebt. Neue Artgenossen wird sie erst auf der neuen Anlage bekommen. Auf der ehemaligen Giraffenanalage haben die Geparde deutlich mehr Sonne und das Haus ist viel geräumiger. Der Umbau wurde in weiten Teilen durch unsere Mitarbeiter ausgeführt. Im Anschluss soll dann die alte Geparden-Anlage für eine neue Säugetierart ertüchtigt werden.
SO WAR HALLOWEEN IM ZOOPARK
Was war das für ein schaurig schönes Fest! Wir bedanken uns noch einmal von Herzen bei über 10.300 Horrorfans, die am 30. & 31.10. den Zoopark in den gruseligsten Ort Erfurts verwandelt haben. Es entstanden beim Kürbisschnitzen die schrecklichsten Grimassen, im Elefantenhaus und in der Zooschule ließen wir unsere Krabbeltiere auf euch los und im Wald des Schreckens haben die furchteinflößenden Monster euch zu Tode erschreckt. Und eure Kostüme waren auch dieses Jahr wieder beängstigend gut!
Weitere Bilder findet ihr hier!